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„Mami, ich will wieder nach Deutschland …“ – Wenn deine Kinder Heimweh haben und du plötzlich alles in Frage stellst....

Weißt du, ich hab lange überlegt, ob ich diesen Artikel schreiben soll.


Nicht, weil ich das Thema nicht wichtig finde – im Gegenteil. Sondern weil es weh tut.

Nicht dramatisch-weh. Aber auf die stille Art. Die, bei der du versuchst, stark zu bleiben – während dein Kind dich mit großen Augen anschaut und fragt:


„Kann ich mal wieder meinen besten Freund sehen?“

„Ich vermisse mein Bett.“

„Ich vermisse unseren Garten … und meine Schule.“


Und du da sitzt – mitten auf deiner sonnigen Terrasse auf Zypern, zwischen Palmen, Meeresrauschen und Zitronenduft – und plötzlich alles in Frage stellst.


Am Anfang war alles so leicht

Als wir ausgewandert sind, waren meine Kinder 5 und 6. Für sie war das ein Abenteuer. Es fühlte sich an wie Urlaub – aber für immer.

Die Abschiedsparty in Deutschland war riesig. Sie standen im Mittelpunkt. Es gab Geschenke. Alle wollten sie drücken und ihnen was mitgeben. Endlich waren sie mal die, die „gehen durften“. In der internationalen Schule in Düsseldorf hatten sie bisher immer erlebt, wie andere Kinder wegzogen. Diesmal waren sie es.


Und auf Zypern? Alles neu, alles spannend. Sie haben nie geweint, haben schnell Anschluss gefunden, waren offen, neugierig, mutig.Ich war stolz. Und ehrlich gesagt auch erleichtert.




Heimweh verstehen und begleiten
Heimweh verstehen und begleiten

Dann kamen die Fragen

Nicht sofort. Es war eher so ein langsames Einschleichen. Ein Satz auf dem Heimweg aus der Schule. Ein Blick, wenn wir über alte Fotos gestolpert sind. Ein Seufzer beim Einschlafen.


„Ich vermisse unser Zuhause.“


Und plötzlich war es da: Dieses Gefühl, etwas falsch gemacht zu haben.

Ich hab dann erstmal versucht, zu trösten. Abzulenken.


"Du hast doch neue Freunde!"

"Schau mal, wie schön es hier ist!"

"Wir fliegen bald mal nach Deutschland."


Aber ehrlich?

Mir war das Thema unangenehm. Weil ich Angst hatte, dass ich ihre Traurigkeit nicht wegmachen kann. Und vielleicht auch, weil ich selbst manchmal ein kleines Stück Heimweh hatte, das ich gut zu verstecken wusste.


Was ich inzwischen gelernt habe...

auch dank Expertentipps

Ich hab mich irgendwann eingelesen. Und weißt du was? Heimweh ist vollkommen normal. Kinder dürfen das haben. Erwachsene auch.


Laut Psychologen ist Heimweh kein Zeichen von Schwäche oder schlechter Anpassung, sondern ein Ausdruck von Verbundenheit.

Und: Es zeigt, dass dein Kind ein Zuhause hatte, das ihm wichtig war.

Was wirklich hilft?

Nicht drüber reden macht’s schlimmer.

Verständnis zeigen macht’s besser.

Ich habe gelernt, nicht mehr zu verdrängen, sondern da zu sein.


Ich sage heute ganz oft:

„Ich verstehe dich. Ich vermisse unser altes Haus auch manchmal.“

„Ich weiß, wie gemütlich dein altes Bett war.“

„Ich kann total nachvollziehen, dass du deine Schule vermisst – sie war ja dein erster richtiger Alltag.“

Und weißt du was? Oft reicht das schon.Manchmal sind die kleinen traurigen Momente nach zwei Minuten wieder vorbei. Nicht, weil ich etwas repariert hätte – sondern weil sie sich gehört und gesehen fühlen.


Und wenn das Heimweh bleibt?

Dann hilft das hier wirklich:


Ich teile einfach mal, was uns hilft – vielleicht hilft es dir ja auch:


1. Nimm’s ernst, ohne Drama draus zu machen

„Ich verstehe dich“ ist oft besser als „Ach komm, ist doch nicht schlimm.“


2. Lass Heimat mit einziehen

Ein Kuscheltier, eine Decke, das alte Kissen – kleine Dinge mit großer Wirkung.


3. alte Freundschaften pflegen

Regelmäßige Videoanrufe mit den alten Freunden, Briefchen schreiben, Fotos schicken – das tut auch Kindern gut.


4. Routinen aufbauen

Was in Deutschland Alltag war, kann auch hier Struktur geben: z. B. Samstags-Pfannkuchen, Sonntagsspaziergang, Kuschelzeit vorm Schlafen.


5. Gib Raum – auch für dich

Du darfst auch ehrlich sein: „Ich vermisse manchmal auch Dinge – und trotzdem bin ich froh, dass wir hier sind.“


Fazit: Heimweh ist kein Rückschritt – es ist Teil des Weges

Heute weiß ich: Das gelegentliche „Ich will zurück nach Deutschland“ ist kein Zeichen dafür, dass es hier schlecht ist – sondern einfach ein Ausdruck von Erinnerung, Bindung und Entwicklung.


Und vielleicht ist genau das das Beste, was wir unseren Kindern mitgeben können: Dass man zwei Orte im Herzen haben darf. Und dass man stark sein darf, auch wenn’s mal traurig ist. Wenn du dich manchmal genauso fühlst, dann weißt du jetzt:Du bist nicht allein.

Und du machst das gut.

Von Mami zu Mami (und natürlich Papi)


❤️Svenja


1 Kommentar

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Rebecca
24. Apr.
Mit 5 von 5 Sternen bewertet.

Wie rührend geschrieben! und so ein wichtiges Thema!

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